Zwischen Antikolonialismus, Patriotismus und revolutionärem Terror. Veranstaltung zum 50. Todestag von Ho Chi Minh.

Termin: 11. November 2019, 18.30 Uhr
Diplomatische Akademie Wien

Die Sprechchöre von Studenten, die den Namen des vietnamesischen Revolutionärs Ho Chi Minh skandierten und für den “Befreiungskampf” in der Dritten Welt warben, klingen manch einem noch im Ohr und sind fester Bestandteil des Bildes geworden, das man mit der 68er-Bewegung verbindet. An Ho Chi Minh als politischem und geistigem Führer des vietnamesischen Freiheitskampfes scheiden sich nach wie vor die Geister: War er ein Patriot, dem es in erster Linie um die Befreiung seines Landes von der Kolonialherrschaft ging? Kann man vom “edlen Ho Chi Minh” (Eric Hobsbawm) sprechen, oder ist es eher angebracht, dessen Regime mit “Staatsterrorismus” (Hans-Peter Schwarz) zu bezeichnen?

Die Gesellschaft Österreich Vietnam versucht, gemeinsam mit dem Institut für Politikwissenschaft und mit Hilfe von anerkannten Experten einen objektiven Blick auf eine der prägendsten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zu ermöglichen.

Ho Chi Minh


Begrüßung: Botschafter Dr. Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien

Dr. Peter Jankowitsch (Bundesminister a.D.): Ho Chi Minh im Kontext seiner Ära

Univ.Prof. Pierre Brocheux (Paris): Ho Chi Minh, ein Mann, der Geschichte machte, aber ihre Folgen nicht kennen konnte (Vortrag auf Englisch)

Univ.Prof. Jörg Engelbert (Universität Hamburg): Die Methode ‘Ho Chi Minh’. Einige Besonderheiten des vietnamesischen Kommunismus

Die Veranstaltung und die Diskussion nach den Referaten wird moderiert von Mag. Susanna Bastaroli (“Die Presse”)

Der französische Historiker Pierre Brocheux beleuchtete in seiner Biographie, wie Ho Chi Minhs Lebensweg mit der Entwicklung seiner ideologischen Ansichten und politischen Strategien verflochten war. In seinem Vortrag wird er sowohl auf den Mythos als auch auf den Menschen eingehen, indem er diesen vor dem Hintergrund von Krieg sowie Kolonial-, Kommunismus- und Nationengeschichte verortet.

Jörg Engelbert ist Professor für Vietnamistik an der Universität Hamburg und hat sich in mehreren Schriften mit Ho Chi Minh und dem Kommunismus in Vietnam auseinandergesetzt, unter anderem in „Werdet reich! und Ho-Chi-Minh-Ideologie. Die Kommunistische Partei Vietnams (KPV) zwischen Wirtschaftspragmatismus und Machterhalt“ (Get rich and the Ho Chi Minh ideology. The Vietnamese Communist Party between economic pragmatism and maintenance of power.), in: asien, afrika, lateinamerika, Berlin 24(1996)5, pp. 497-522.

Peter Jankowitsch, einer der engsten Mitarbeiter Bruno Kreiskys, war Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten im ersten Kabinett Vranitzky und später Staatsekretär für Europa und EZA im Bundeskanzleramt. Als Vorsitzender einer Arbeitsgruppe für Beziehungen mit politischen Bewegungen der Dritten Welt hat er die Sozialistische Internationale für Parteien aus Afrika, Asien und Lateinamerika geöffnet. Peter Jankowitsch ist Präsident der Gesellschaft Österreich Vietnam.